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Eröffnungsrede zu dem Folgeseminar der konzertierten Aktionen 2 & 3
"Das Internet im Dienste der KMU"
[VIDEO]
8, 9 februar 1999
PARIS
 
 Christos PAPOUTSIS
Mitglied der Europäischen Kommission
Verantwortlich für Unternehmenspolitik, Handel, Tourismus und Sozialwirtschaft
 
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich heiße Sie herzlich willkommen zu dem Folgeseminar der konzertierten Aktionen 2 & 3 "Das Internet im Dienste der KMU".

Ihre Arbeit im Laufe dieser zwei Tage ist wichtig, denn sie wird zum Erfahrungsaustausch bei der Nutzung des Internet durch die KMU und durch die Unternehmen unterstützenden Stellen beitragen. Dieses Seminar schließt sich an das Forum in Baden/Wien vom vergangenen September an, welches den Prozeß der Prüfung der besten Praktiken in der Wachstumsphase von KMU eröffnete.

Darüber hinaus behandelt dieses Seminar die Hauptaufgabenstellung der konzertierten Aktionen der Kommission im Hinblick auf die KMU, und zwar die Wirksamkeit der Aktionen der Mitgliedstaaten, um das Geschäftsumfeld, den Erfahrungsaustausch und die Ermittlung der besten Praktiken zu verbessen und dabei die Unternehmen zu stimulieren.

Ich möchte zunächst einige Eigenschaften europäischer KMU beleuchten:

Die europäischen KMU beschäftigen mehr als zwei Drittel der europäischen Arbeitsnehmer und spielen dementsprechend eine zentrale Rolle bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Sie sind gleichermaßen für das Wirtschaftswachstum von vitaler Bedeutung.

Studien haben jedoch gezeigt, daß von den 25% der KMU, die über ein hohes Wachstumpotential verfügen, nur 10% tatsächlich dieses Ziel erreicht haben.

Es ist eindeutig erwiesen, daß unsere KMU ihr volles Potential nicht ausschöpfen und daß wir für die Entwicklung von geeigneteren Fördermechanismen sorgen müssen.

Das Internet ist ein wichtiges Werkzeug für die KMU in sämtlichen Sektoren. Zur gleichen Zeit wachsen die Informations- und Kommunikationsindustrien real um mehr als 5 Prozentpunkte schneller als andere Sektoren und bedeuten für das gesamte wirtschaftliche Wachstum in der EU ein Plus von über 15%. Dieser Bereich bietet demnach außergewöhnliche Gelegenheiten, um Unternehmen und insbesondere KMU, zu entwickeln und neue Firmen zu gründen. Er ermöglicht den Unternehmen den Zugang zu globalen Märkten.

Laut einer im Auftrag der Europäischen Kommission kürzlich durchgeführten Studie über den "Informationsbedarf der europäischen KMU und das Internet" nutzen zur Zeit nur etwa die Hälfte der Unternehmen mit 10-50 Beschäftigten das Internet.

Dabei beschränkt sich deren Nutzung des Internet in erster Linie auf den Austausch von Nachrichten und die Erlangung von Informationen. Weniger als die Hälfte der derzeit mit dem Internet arbeitenden KMU nutzen es auf eine mehr proaktive Weise, indem sie eigene Homepages konzipieren – was den Absatz ihrer Produkte und Leistungen fördern würde.

Es ist ersichtlich, daß wir den europäischen KMU helfen müssen, ihr Potential voll auszuschöpfen. Diese Ära der schnellen technologischen Entwicklungen bietet Wachstumgelegenheiten, die nicht versäumt werden dürfen.

In der Europäischen Kommission sind wir bei der Förderung des elektronischen Handels und der Entwicklung von KMU sehr aktiv gewesen. Ich möchte Ihnen einige der relevanten Maßnahmen der jüngsten Zeit aus diesem Bereich vorstellen:

Als erstes haben wir einer auf dem Internet basierenden "one-stop-shop" speziell für KMU konzipiert, gestartet. Unternehmen können dieses praktische und leicht zugängliche Tool kostenlos nutzen, um konkrete Antworten auf für sie relevante Fragen zu erhalten. Es ist eine wichtige Daten-, Beratungs- und Informationsquelle.

Die "einzige Anlaufstelle" bietet beispielsweise Zugang zu den mehr als 230 Euro-Info-Centren, dem größten Informationsnetz der Kommission. Sie ermöglicht den freien Zugang zu Informationen über Ausschreibungen und zu den Kontaktstellen für Bürger und KMU, die von den Verwaltungen der Mitgliedstaaten eingerichtet worden sind.

Gleichermaßen sind wir sehr aktiv bei der Klärung und Vereinfachung des rechts- und verwaltungstechnischen Umfelds der KMU. Der jüngst vorgelegte Entwurf für eine Richtlinie über die rechtlichen Aspekte des elektronischen Handels trägt zur Erstellung eines klaren Rahmens bei und wird dem elektronischen Handel Zugang zu den Vorteilen des Binnenmarktes verschaffen.

Diese Richtlinie baut auf dem bereits bestehenden Rahmen bei Fragen des Verbraucherschutzes, des Datenschutzes und der Urheberrechte auf. Sie beseitigt gesetzliche Beschränkungen in Bereichen, in denen neue Probleme entstanden sind, wie beispielsweise on-line-Vertragsabschlüsse und die Verantwortung. Sie verstärkt auch den Verbraucherschutz durch eine Reihe von Bestimmungen, die:

die Gefahr illegaler Aktivitäten über das Internet mindern,

die on-line-Aktivitäten transparenter machen,

neue Garantien in bezug auf on-line abgeschlossene Vertragsbeziehungen liefern,

und Verhaltenskodexe unterstützen.

Bei diesem Seminar werden Sie Gelegenheit haben, die Maßnahmen der Kommission zur verstärkten Teilnahme der KMU an den Entwicklungen des elektronischen Handels im einzelnen kennenzulernen.

Meine Damen und Herren, ich glaube, daß wir von diesem Seminar einige wichtige Ergebnisse erwarten können. Es wird den Austausch von besten Praktiken bei der Nutzung des Internet und der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien für die Entwicklung der KMU verstäken. Die Schlußfolgerungen werden den verschiedenen Institutionen erlauben, die KMU so zu informieren, zu beraten und zu unterstützen, das sie so effizient wie möglich wachsen.

Auch wir in der Kommission werden davon profitieren, denn wir sind gerade im Begriff, die Prioritäten für das vierte Mehrjahresprogramm für KMU zu konzipieren. Ich bin sicher, daß Ihre Erfahrungen und Schlußfolgerungen eine weitere wertvolle Hilfe bei diesem Prozeß darstellen werden.

Daher möchte ich dem französischen Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Industrie für seine Gastfreundschaft und allen Rednern und Teilnehmern für ihre Beiträge und ihre Aufmerksamkeit danken.

Ich wünsche Ihnen allen ein sehr erfolgreiches Seminar.